Montag, 28. März 2011

Facebook Fanzahlen explodieren

Im August belächelt, im November langsam ernst genommen. Mittlerweile sind die Facebook-Seiten der Bundesliga-Vereine fast so wichtig, wie die offizelle Internetseiten. Die Grafik zeigt die Steigerungsraten der sechs Vereine mit den meisten "Fans" im Facebook-Netzwerk (zum Vergrößern anklicken).

Facebook


Auffällig: Die Nutzerzahlen sind gegenüber dem November noch einmal stark gestiegen - und man fragt sich: Geht das so weiter? Mit einer Verdoppelung seiner "Fans" liegt der 1. FC Köln gerade mal im Mittelfeld.

Meine Prognose: Die Facebook-Seiten der Vereine werden in Zukunft noch deutlich an Bedeutung gewinnen, vielleicht in einem Maße, das jetzt noch nicht absehbar ist.Als Facebook-Nutzer, die seinen Verein als Lieblingsseite geklickt hat, schaue ich lediglich auf die FC-Homepage, wenn ich eine Zusatzinformation brauche. Und das ist so häufig nicht. (Nachtrag 6.4.: guter Link dazu: "Facebook organisiert den Küchenzuruf")

Das Beispiel der Guttenberg-Fanseiten auf Facebook veranschaulicht sehr gut, wie schnell sich die Dimensionen der Facebook-Möglichkeiten verändern: Zweifelte man anfangs noch an, dass in wenigen Stunden Hunderttausende auf einer Fan-Seite den "gefällt mir" Button für Guttenberg klickten, so war es einige Tage später schon total normal, dass sich sekündlich Hunderte aquirieren ließen.

Einen Fehler sollte eigentlich kein Verein mehr machen: Facebook zu unterschätzen.

Umso unverständlicher erscheint es mir, dass einige Vereine das Thema noch immer stiefmütterlich behandeln. Denn die Leute hinter sich zu bekommen erscheint umso schwieriger, je weiter sich schon Parallel-Seiten von Fans etabliert haben. Wenn die Leute ein Vakuum sehen, füllen sie es sich selbst. Danach hat man es als Verein schwer dort später noch hineinzustoßen.

Beispiel Eintracht Frankfurt: Auf der Homepage habe zwar Links zu Twitter, Iphone-App und Youtube-Channel gefunden, aber keinen Hinweis zu einer offiziellen Facebook-Seite, die sich mit den Profis beschäftigt. Inoffiziell haben sich die Anhänger längst zusammengefunden, mittlerweile mehr als 100.000.

Ähnliches gilt für Schalke 04
. Während sich die Zahlen für die inoffizielle Seite ("Von Fans, für Fans") mehr als vervierfacht haben, dümpelt die offizielle Seite ("Königsblauer Planet") vom Sponsor Gazprom bei 15000 Fans. Gemessen am Potenzial ist das viel zu wenig. Genauso bei St. Pauli, wo die offizielle Seite ebenfalls nur 15000 Fans hat.


Weiter auffällig, aber auch zu erwarten war, dass der Abstand zwischen den großen und kleinen Klubs immer größer wird. Bayerns-Zahlen explodieren (mehr als 1 Millionen!!!) ebenso die von Borussia Dortmund, die erst im August 2010 an den Start gingen. Überraschend viele Sympathien hat mittlerweile auch Werder Bremen.

Hier seht Ihr noch einmal alle Vereine mit den aktuellen* Fan-Zahlen, in Klammern steht der Tabellenplatz von November 2010.


1. (1) Bayern München 1.067.952 (Nov. 2010 329.275) offizielle Seite
2. (7) Borussia Dortmund 299.803 (Nov. 2010 50920) offizielle Seite
3. (5) Werder Bremen 190.417 (Nov. 2010 80244) offizielle Seite
4. (8) FC Schalke 04 186.272 (Nov. 2010 41467) inoffiziell
5. (4.)
Hamburger SV 166.580 (Nov. 2010 80626) offizielle Seite
6. (3)
1. FC Köln 158.491 (Nov. 2010 82716) offizielle Seite
7. (2) VFB Stuttgart 151.410 (Nov. 2010 102.314) offizielle Seite
8. (6) Eintracht Frankfurt 115.320 (Nov. 2010 71435) inoffiziell
9. (10)
1. FC Nürnberg 81389 (Nov. 2010 33895) offizielle Seite
10. (11) 1. FC Kaiserslautern 49274 (Nov. 2010 32569) offizielle Seite
11. (9)
FC St. Pauli 45142 (Nov. 2010 39507) nicht bestätigt
12. (12)
Hannover 96 40637 (Nov. 2010 24632) offizielle Seite
13. (18) Bayer 04 Leverkusen 36404 (Nov. 2010 4448) offizielle Seite
14. (13) Borussia Mönchengladbach 32299 (Nov. 2010 20944) offizielle Seite
15. (17) 1. FSV Mainz 05 28640 (Nov. 2010 5357) offizielle Seite
16. (16) VFL Wolfsburg 27260 (Nov. 2010 13770) (offizielle Seite)
17. (16)
TSG Hoffenheim 25353 (Nov. 2010 5660) offizielle Seite
18. (15)
SC Freiburg 14851 (Nov. 2010 10224) inoffiziell

*Stand: 29.03.2011

Sonntag, 27. März 2011

Pokal-Finale der Frauen in Köln

Als langjähriger Stadiongänger könnte man mit reichlich Vorurteilen zu einem Pokalfinale der Frauen gehen. Und ja, natürlich vergleicht man ständig: Aktionen, Umfeld, Stimmung. Muss man aber gar nicht bzw. sollte man nicht (Ich weiß, es gelingt natürlich nicht immer). Denn wer vergleicht, findet tatsächlich vieles, wo er sagt: Och nee...

Deshalb bin ich Samstag ohne konkrete Einstellung oder Erwartung ins Stadion gegangen. Kölsch, FC-Stadion, Fußball...


Spielberichte zum sportlichen Ablauf zwischen Turbine Potsdam (woher kommt eigentlich der Begriff Turbine?) und dem 1. FFC Frankfurt findet ihr hier, hier und hier. Eigene Eindrücke, gibt's hier:

[ge]lacht: Direkt bei der elektronischen Einlasskontrolle. Der Ordner: "Das Ticket bitte langsam einführen."
[ge]ärgert: Über die vielen geschlossenen Bierstände im Stadion. So stand ich Anfang der 2ten Halbzeit noch brav in der Reihe, verpasste das entscheidene 2:1
[ge]hört: "Für Frauenfußball geb' ich kein Geld aus." Von zwei Leuten (hab auch nur zwei gefragt)
[ge]ärgert2: Unter 15 Euro war keine Karte zu haben (außer ermäßigt), für einen guten Platz zahlte man sogar 32 Euro. Vielleicht verständlich, dass deutlich weniger Zuschauer zum Finale kamen, als im Jahr zuvor: 20000 statt 27000.
[ge]freut: Die Bumskapell im Gästeblock (Foto). Super Anblick. Stellte in der 2. Halbzeit die Musikproduktion leider ein.
[ge]sehen
: Die Sitze in unserem (neuerdings sagt man in Köln ja wieder WIR und nicht DIE) Stadion sind zum Teil schon ganz schön ausgeble
icht. Sieht irgendwie schäbig aus.
[ge]sehen: Bundespräsident Wulff, NRW-Ministerpräsidentin Kraft, ihre Stellvertreterin Frau Löhrmann und Kölns OB Roters, alle in einer Reihe. Und Herr Wulff saß tatsächlich exakt in der Spielfeldmitte. Ein Hoch auf den Protokollführer
[ge]dacht: Die Schnittmenge zwischen FC-Besuchern und Frauenpokal-Besuchern ist echt gering
[ge]sehen: Riesige Schlangen vor den Toiletten, allerdings nur vor den Frauenklos.
[ge]freut: Eine Ehrenrunde mit Pokal in unserem Stadion
[ge]hört: Meist wenig Atmosphäre, aber sobald der Ball in die Nähe irgendeines Tores kam, wurd's laut.
[ge]schmunzelt: Der Fanblock der Potsdamer hatte sich auf der VIP-Tribüne breit gemacht.
[ge]dacht: Alles so geordnet, dafür auch keine ausflippenden Leute in der 89. Minute.

Mittwoch, 23. März 2011

Rensing verlängert Vertrag beim 1. FC Köln


Der FC hat sich offenbar sehr beeilt, den Vertrag mit Torwart Michael Rensing zu verlängern. Mittwochmorgen morgen gab der Klub via Homepage bekannt, dass der Torhüter seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert hat - der neue Kontrakt wird aber nur gültig, wenn der FC in der Liga bleibt.

Aus Sicht des Torhüters sicher ein guter Deal. Erstaunlich schon, dass man nach nur acht Spielen sagen kann: Ich will 1. Liga spielen oder mich dann wieder woanders umsehen. Trotzdem dürften alle wohl alle zufrieden sein, dass man Rensing jetzt länger als ein halbes Jahr binden kann.

Damit dürfte auch das Thema Thomas Kessler geklärt sein. Der Stammtorhüter des FC St. Pauli wird ein weiteres Jahr ausgeliehen, hier zu lesen. Bleibt nur die Frage, was passiert, wenn der FC absteigt. Rensings Vertrag läuft dann aus. Bleibt Kessler dann trotzdem ausgeliehen und der FC steht ganz ohne Torwart da?


Rensing selber freute sich auf seiner Facebook Seite: "Ein super Verein, eine Mannschaf mit jede Menge Potenzial und überragende Fans. Köln ist einfach eine coole Stadt, in der ich mich richtig wohl fühle." Klingt sympathisch!

Eigentlich wollte ich noch eine kleine Mondy-Würdigung hier auf dem Blog geschrieben haben, weil er für mich das ausstrahlte, was der FC im Tor brauchte. Ein Typ, der beim ersten Spiel in der 2. Liga (in Pauli) zum Jubeln auf den Zaun springt, der den Spieler von Jena vom Platz scheucht (KULT!!), ein Krieger, vor dem die Stürmer Angst haben. Heute weiß ich: Alles Kappes. Ein unaufgeregter Typ wie Rensing ist viel besser für den FC.

Bei Youtube gibt's einige Videos von seinen Paraden. Hier ein Beispiel.

Montag, 21. März 2011

Ballack: "Scheiß FC Köln"

Da hat's Michael Ballack nach dem Spiel gegen Schalke aber richtig krachen lassen. Auf dem Zaun des Bayer-Fanbereichs ließ er sich feiern, durch's Megaphon rief er "Scheiß FC Köln" , was die Fans begeistert wiederholten.

Bevor jetzt alle anfangen zu schnauben und hasserfüllt aber den Bildschirm zu gucken: Christopher Schorch hat (soweit ich weiß) nichtmal eine Geldstrafe erhalten, als er das A.L.A.B. (steht für: "All Levs are Bastards") Shirt vergangene Saison nach dem Spiel in Leverkusen trug, was alle FC-Fans wohl genauso toll fanden, wie die Levs den Ballack auf dem Zaun. Seitdem wird Schorch übrigens gerne als Fanliebling bezeichnet, etwa hier und hier, auch die Fans würdigten seinen Auftritt.

Allerdings sollte sich Ballack dann auch darüber klar sein, dass ihm die Menschen in Müngersdorf nicht gerade vor Freude um den Hals fallen werden, wenn Leverkusen bald noch beim 1. FC Köln spielt.

Rivalität eben, ist doch okay!

(Nachtrag: Jetzt ermittelt der DFB gegen Ballack. Nachtrag2: "Ja und?", fragt der vierte Offizielle)



Sonntag, 20. März 2011

[ver]loren: Der 1. FC Köln in Hamburg

Eigentlich wollte ich nach Hamburg fahren. Daraus wurde doch nichts. Ob das gut oder schlecht war - schwer zu sagen. Auswärtsspiele, bei denen man auch mal eine Halbzeit ein Viertelstündchen am Bierstand verweilen kann, sind bekanntlich ziemlich interessant...

[ver]passt: Vermutlich eine lustige Hin- und Rückfahrt mit diversen Getränken
[ver]passt II: den Kater am Tag danach
[ver]silbern können: Hätte man den Hannover-Heimsieg. Dann wären es sieben Punkte Vorsprung in sieben Spielen gewesen. So viel, wie Dortmund jetzt auf Leverkusen hat...
[ve]ralbert worden: Samstag auf der Straße um 18.10 Uhr. Fußgänger sieht meinen Schal, fragt: "Tschuldigung, wie hat denn der FC gespielt." Ich: "6:2. Verloren." Er: "Oh. Mein Beleid."
[ver]drängt: Alle FC-Abwehr Schwächen. Vor dem Spiel.
[ver]loren: 2:6.
[ver]führt worden: Von der allgemeinen Euphorie. War aber auch schwer, standhaft zu bleiben...
[ver]flucht: Den HSV-Fan Premiere-Kommentator beim HSV-GedichtElfmeter. Der Kollege erklärt, warum. Sahen übrigens 90 Prozent der Kneipenbesucher genauso...dann muss das ja so sein!
[ver]saut: Der Samstagabend...
[ver]schuldet: Gewisse Spieler gewisse Tore. Aber das wird ja alles intern besprochen...
[ver]tagt: Die Nichtabstiegsfeier. Hoffentlich nicht bis zum letzten Spieltag...
[ver]zehrt: Weniger Kaltgetränke als der FC Tore bekommen hat. Andersrum wär's ja auch schwer geworden...
[ver]dutzt: War der HSV-Spieler, als der FC-Flitzer auf dem Platz vor ihm stand und ihm seinen roten Schal anbot. Guckt ihn erst ratlos an, schubst ihn dann hilflos empört weg, ehe Poldi den jungen Mann väterlich vom Platz geleitet... grandiose Szene!
[ver]bessern: Sollte sich die Mannschaft gegen den 1. FC Nürnberg. Bitte!
[ver]größert: Hat sich der Abstand zur Champions League. Und auch zum Europacup. Mist...

Montag, 14. März 2011

Doku-Film über Thomas Broich

Und noch so ein vielversprechender Film, der jetzt erschienen ist und deren Ankündigung ich zufällig entdeckt habe (ok, mittlerweile gibt's ja diverse Verweise)

Für "Tom Meets Zizou - Kein Sommermärchen" hat Aljoscha Pause die Karriere von Thomas Broich von 2003 bis 2011 begleitet - was ja allein im Fußballgeschäft ja schon ein unfassbar langer Zeitraum ist.

Broich und Pause vereinbarten keine Interviews, sondern ungefilterte freundschaftliche Gespräche zu führen. In der Vorstellung heißt es weiter: "Daraus ergaben sich im Laufe der Dreharbeiten sehr intime und verblüffend ehrliche Einblicke. In das Seelenleben des Protagonisten und das Wesen der Fußballwelt."

Seine Premiere hat der Film am 25.März beim 11-mm Filmfestival. Ein paar Tage später läuft der Film auch in Mönchengladbach, später kommt das Festival nach Leverkusen. Leider nicht nach Köln. Einen Trailer bei Youtube habe ich spontan nicht gefunden.

Bleiben für mich die Fragen: Wie und wo kann ich den Film in Köln sehen? Läuft der Film in absehbarer Zeit im TV? Oder gibt es eine DVD?

(Nachtrag: Danke Aljoscha Pause für die schnelle Antwort im Kommentar, Nachtrag2: Gestern, 26.03., war Thomas Broich im Sportstudio zu Gast, hier der Auftritt, am Abend zuvor war Premiere für den Film, der mittlerweile eine bemerkenswerte mediale Aufmerksamkeit genießt, siehe hier, hier, hier oder hier.)


Sonntag, 13. März 2011

Doku-Film: Hauptsache Fußball

Ein kleiner Hinweis auf einen vielleicht interessanten Fußballfilm abseits des Mainstreams. Am 25. März erscheint eine DVD (17,90 Euro) mit dem Titel "Hauptsache Fußball".

Laut Homepage soll der Film einen Einblick in den Alltag junger Fußballprofis vermitteln, die zwischen allen möglichen Welten stehen, die Welt hinter der glänzenden Fassade dokumentieren. "Ein Film auch über die Suche nach Transparenz und Versuche der Annäherung an eine sich inzwischen der abschottende Branche", heißt es weiter auf der Seite.

Ich finde, die Mischung der Akteure klingt zumindest vielversprechend: Junge Spieler, gestandene Manager, Spielerberater und bekannte Journalisten. Hier könnt ihr den Trailer sehen.

Danke für den Hinweis an Catenaccio und Stadionwurst.


Samstag, 12. März 2011

1. FC Köln - Hannover 96



Schon irre. Was die Leute nach dem Spiel wohl am glücklichsten machte, war dieses Gefühl, dass das mit dem 1. FC Köln ja alles schon ziemlich gut ist, aber trotzdem noch immer besser wird. Hannover war anfangs zwar bemerkenswert stark, fiel in der 2. Halbzeit aber ebenso bemerkenswert einfach auseinander.


[ge]jubelt
: Beim 2:0. Wenn sich jeder in Deutschland einmal am Tag so freuen könnte, dann wären viele Menschen entspannter.

[ge]wundert: Über die H96-Fans im Gästeblock. Als euphorisierter Dritter bringt man doch eigentlich mehr als 2500 Fans mit, oder? Dafür haben alle mitgesungen. Sah aus der Ferne zumindest so aus...
[ge]lacht: Über den Stadionmoderator: "Der 1. FC Köln führt verdient mit 1:0 zur Halbzeit." Naja...
[ge]freut: Über den Stadionmoderator und seinen dreifachen Alaaf-Jubel nach dem Spiel. Hat er gut gemacht.
[ge]schmunzelt: Über Foto und Überschrift von Poldi und Kermit dem Frosch beim Zoch, hier. (Nachtrag: Wie im Kommentar zurecht angemerkt, ist's nicht Kermit, sondern Hallo Spencer Jungdrache Poldi, hier seine (treffende?) Charakterisierung, Danke für den Hinweis!)
[ge]trunken: Kölsch, und nach dem Spiel den FC in der Kneipe in voller Länge im Hintergrund laufen gehabt. Wunderbar!

[ge]dacht: Super, dass die Tore neuerdings immer vor der Südkurve fallen!
[ge]sehen: In diesem Jahr wahrscheinlich schon mehr FC-Heimtore als in den Jahren 2009 und 2010 zusammen.
[ge]lesen: Die Einschätzung aus dem Fanmagazin Hannover: "Wäre das erste Tor für Hannover 96 gefallen, so hätte es auch gut und gerne mit 4:0 für die Roten ausgehen können.
[ge]kauft: Den Kallendresser. Aber noch nicht gelesen.

Donnerstag, 10. März 2011

Robert Enke: Anruf von Alex Bade

Im Herbst 2009 klingelte das Handy von Robert Enke. FC-Torwartrainer Alex Bade fragte den 96-Keeper ob, er sich vorstellen könne, in der Saison 2010/2011 zum FC zu wechseln. Enke war zu dem Zeitpunkt bereits schwer depressiv, sagte etwas wie "ich weiß noch nicht, was ich mache". Das Gespräch war schnell beendet.

Die Szene steht auf Seite 411 der Biographie über das Leben von Robert Enke. Das Buch habe ich mir auch deshalb gekauft, weil der Autor Ronald Reng heißt. Der Verfasser des Traumhüters ist mir als Fußball-Erzähler in vorzüglicher Erinnerung.

Ganz am Ende, auf Seite 406, zehn Tage vor Enkes Tod, verlagert sich der Mittelpunkt ins Kölner Stadion. Robert Enke war im Oktober 2009 aufgrund seiner Depressionen ausgefallen, offiziell wegen einer rätselhaften Virusinfektion. Das Auswärtsspiel beim 1. FC Köln war sein erstes Spiel seit mehreren Wochen. Auf der Tribüne saß seine Frau, trank ein Glas Sekt, um sich zu beruhigen, bangte in Angst vor einem Fehler ihres Mannes, weinte nach dem Spiel und erntete ungläubige Blicke der VIP-Gäste.

Aus eigener Erinnerung weiß ich, dass die Südkurve ihn zur 2. Halbzeit mit "Enke für Deutschland"-Rufen begrüßte, was er ohne äußerliche Regung hinnahm. Hannover siegte 1:0 gegen destruktive Kölner. Da steht jemand vor 45000 Zuschauern, atmet schwer, vollgepumpt mit Antidepressiva, und niemand merkt, was los ist.

Immer wieder ist Köln aufgrund des Wohnorts seines Beraters ein tragischer Schauplatz des Buches. Einmal fährt Enke ziellos durch Köln, hält Ausschau nach einem guten Platz, um sich umzubringen. Sätze, bei denen man während der Lektüre erstmal schlucken muss.

Nebenbei erfährt der Leser auf fast jeder Seite interessante Randerscheinungen aus der Fußballwelt: Timo Hildebrand etwa beendete das Gespräch mit Andy Köpke nach nur einer Minute, als der ihm sagte, dass er bei der EM 2008 nicht dabei ist.


Nicht zuletzt wird das Leben eines Menschen nachgezeichnet, der für den Fußball gelebt hat. Und der daran zerbrochen ist. Das alles im stets richtigen Ton, authentisch und so beschrieben, dass man dieses Buch zu keinem Zeitpunkt aus der Hand legen möchte.

Lesenswert!


FC hat so viele Mitglieder wie die Grünen

Vergleich Mitgliederzahlen 1. FC Köln und Parteien auf Bundesebene
(zum Vergrößern anklicken)


mitglieder fc



FC-Linktipp

Ich bin in Sachen FC zwar gewöhnlich passabel informiert, aber die Initiative Die Rote Wand (konträr zu FC-Reloaded) ist mir durchgegangen, bzw. ich habe ihr nie eine solche Beachtung geschenkt habe, dass ich mich hätte dran erinnern können.

Wem es genauso geht: Zwecks Aufklärung empfehle ich euch die Kollegen von Stadionwurst, die ein sehr gutes Blog betreiben und zu der Thematik einen ganz vorzüglichen Beiträg geschrieben haben, hier nachzulesen.

Der Text stammt zwar von Februar, die Lektüre hat mir zwecks Meinungsbildung aber sehr weitergeholfen.

Samstag, 5. März 2011

BVB - 1. FC Köln: Zwölf Gedanken zum Spiel



[ge]wesen: Mit 6 Jahren in Dortmund den FC gesehen, mit 11, mit 14, mit 15, mit 18, viel zu oft mit über 20. Immer ein bisschen älter geworden, 80er, 90er, 00er und 10er Jahre - und immer auf den Sack bekommen, außer beim 3:3 2001. Aber sonst: Null, nichts, nur Niederlagen! Aber irgendwie auch interessant, wie man sein ganzes Leben wieder an solche Orte zurückkehrt.
[ge]hofft: Auf einen dreckigen Ausgleich in der 89. Minute.
[ge]freut
: Die zigtausende Bierlätzchen auf der Südtribüne. Wie schon im Hinspiel, wie in den 90ern! Super!

[ge]hört: Wohl kaum ein Stadionsprecher hat seine Tribüne so im Griff, wie Norbert Dickel in Dortmund. Unglaublich.
[ge]ärgert
: Lewandowski hatte ich in Erinnerung, dass der auch aus drei Metern am leeren Tor vorbei schießt. Nur gegen den FC nicht. Wie Bobadilla von Mönchengladbach.

[ge]irrt: Ich hab immer gedacht: Wir brauchen nen Krieger im Tor. Wie Mondy. Jetzt weiß ich: Wir brauchen einfach einen guten Keeper. Wie Rensing.
[ge]hört
: "Jetzt haben wir auch den Bayern-Dusel. Machen die Chancen nicht rein, gewinnen trotzdem."

[ge]dacht: FC spielte ja schon gepflegt, aber eine Torchance hatten sie in der 1ten Halbzeit trotzdem nicht.
[ge]lesen: Das Frank Schaefer-Interview in der Süddeutschen Zeitung. Gut!
[ge]hört
: Zwischendurch war's auch mal ruhiger. Aber nach dem Schlusspfiff umso lauter.

[ge]dacht: Wie kann man nur das ganze Spiel kiffen? Wie irgendjemand vor mir...
[ge]schaut
: Nach der Dortmund Führung auf meinen Bierbecher. Mit Lewandowski drauf. Und nen kräftigen Schluck genommen...


Mittwoch, 2. März 2011

Zuschauer in Köln

Im Vergleich
Gesamt-Zuschauer für Köln (v.l.) in RheinEnergieStadion, Oper, Schauspielhaus, Hänneschen Theater und der Halle Kalk.

(zum Vergrößern anklicken)
Zuschauer Köln

Aus 2009, Quellen: Kicker, Stadt Köln