Sonntag, 2. September 2012

Kevin Pezzoni: Shitstorm der Primaten


Eigentlich ist es eine nur logische Entwicklung. Man nehme: Die miserable Diskussionskultur auf Facebook und vermische sie mit der Überhöhung von Fußballspielern in der Bundesliga. Dazu einen vielleicht zu sorglosen Verein und eine Menge dämlicher unbedachter Leute irgendwo am Bildschirm.

Die Folge bei Erfolglosigkeit: Der Shitstorm für Fußballspieler. Wuchtiger, aggressiver und vermutlich viel verletzender, als man ihn bei anderen Themen kennt. Fußball ist Emotion, das verstärkt zeigt uns das Fernsehen und das nehmen wir nur zu gerne auf. Mehr noch: Fußball ist emotional wie nie.

Man kann sagen: Das ist für die Spieler der Preis, wenn man im Mittelpunkt steht. Zu einem gewissen Teil ist das richtig. Ich behaupte aber: Im kollektiven Dummheitstaumel verliert ein Großteil jedes Maß. Der Fußballer als nützlicher Idiot.

Kevin Pezzoni musste in der vergangenen Woche eine beeindruckende Ansammlung von Schwarmdummheit ertragen. Er hat schlecht gespielt, er hätte nicht spielen sollen. Er hat Fehler gemacht, die mitentscheidend für den schlechten FC-Start waren.

Und dann liest er, wie ihn Tausende Leute bei Facebook beschimpfen, sagen, dass er endlich abhaun soll. Und dann sieht er, wie sich eine Gruppe bildet, der ihm auf die Fresse hauen will und Hunderte dieser Gruppe beitreten. Und dann stehen da tatsächlich Leute vor seiner Tür.

Niemand kann es ihm übel nehmen, dass er nie wieder etwas mit diesem Verein zu tun haben möchte. 

Was ist das für ein Denken? Der nützliche Idiot, der soll uns also dankbar sein, sonst ziehen wir mal ganz andere Seiten auf? Und Facebook als perfekter Verstärker. Und wenn sich alles wie bei einem Brennglas fokussiert - umso besser und einfacher.

Allerdings: Wer sich wie eine Bande von Primaten benimmt, der darf sich nicht wundern, wenn er von den Spielern auch als solche angesehen wird.

Nun sind sich wieder alle einig: Das darf es nicht geben. Die so genannten "echten" Fans machen so etwas nicht. Einige wenige Idioten. Und natürlich: Jeder sollte doch bitte auch einmal über sich selbst nachdenken. Das ist gut gemeint: Im Profil-Fußball aber wohl einer der wirkungslosesten Sätze, die es überhaupt gibt. Denn eines ist ganz gewiss: Irgendetwas ändern wird sich durch diesen Vorfall  nicht

In der Bundesliga-Welt ist alles auf Dienstleistung ausgerichtet. Beim FC habe ich meine Kundennummer. Das Verhältnis zwischen Zuschauer und Spieler hat sich im vergangenen Jahrzehnt stark professionalisiert - besonders von Seiten der Zuschauer. Das muss man nicht gut oder schlecht finden, man sollte es aber zur Kenntnis nehmen. Welche Folgen das auch haben kann, sehen wir nun bei Kevin Pezzoni.

Derzeit bin ich froh, nicht zu Heimspielen fahren zu können und nicht unter allen diesen längst abgestumpften Zynikern sitzen zu müssen, die schon viel zu lange eine Dauerkarte haben und sich jahrelang schlechte Spiele ansehen mussten. Ich genieße es, im Auswärtsblock zu stehen, mit 2000 Leuten, die ihren Verein unterstützen. Ich finde es gut, dass die aktive Szene geduldig ist und hinter dem Neuanfang steht. Und ich würde mir wünschen, dass einige Leute nicht ihr Hirn abgeben, wenn sie anfangen, an den FC zu denken.

 

1 Kommentar:

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